Taufe der HADAG Fähre "MS Kehrwieder" (ENI 04813370) (H 6082)
Am 09.11.2018 wurde das 2. Schiff vom neuen Typ 2020 getauft. Ich durfte dabei sein!
Die Taufe war für ½ elf an den Landungsbrücken Brücke 2 vorgesehen.
Gegen 10 Uhr traf ich dort ein.
Das Wetter? Naß von oben, hielt jedoch rechtzeitig zum Taufakt inne.
Der Aufbau von Lautsprechern, Mikrofonen, Tischen und Pulten war in vollem Gange.
Alte Bekannte konnte ich begrüßen.
Nach und nach kamen weitere Gäste und sehr schnell standen viele Menschen auf der Brücke.
Hier einige Eindrücke von der Taufvorbereitung.
Die Taufpatin war Lydia Lehmann – seit 2004 bei der HADAG, erst Lehrling, jetzt Schiffsführerin.
Nach ihrem Taufspruch und den guten Wünschen für Schiff und Besatzung, warf sie die Sektflasche mit viel Schwung gekonnt an die Bordwand, wo sie gewaltig spritzend zerschellte.
Ein dreifaches „Hurra“ folgte.
Auf dem Oberdeck die jetzt gültige Sitzanordnung (Sitzreihen ohne Tische) wie bei der "HAMBURGENSIE" und der "ELBPHILHARMONIE" und weiteren bereits ertüchtigten Schiffen.
Man sitzt sich gegenüber, ohne Tische. Mittig sind Haltebügel, ähnlich Fahrradbügel, aufgestellt.
Dem Niedergang zum Hauptdeck spendierte man ein zusätzliches Geländer für die kleineren Fahrgäste. →
Das Hauptdeck gleicht dem der "ELBPHILHARMONIE". Mit den gleichen Metallsitzen wie auf dem Oberdeck, das ist dem Vandalismus geschuldet – gemütlich ist etwas anderes.
Das „tuten“ der naheliegenden Schiffe beendete diesen Teil der Taufe.
Wir wurden eingeladen an Bord der "KEHRWIEDER" die Tauffahrt zu beginnen oder zunächst die Fahrt des Täuflings von dem Begleitschiff "HAMBURGENSIE" anzusehen.
Ich entschied mich für die 2. Variante und stieg auf die KEHRWIEDER, mit dem leckeren Büfett an Bord, bei einem späteren Zwischenstopp um.
Der Blick vom Oberdeck zeigt die Brücke mit den darunter stehenden Behältern für Rettungswesten.
Innen der bereits gewohnte Blick mit den jeweils zwei Fahr- und Querstrahlhebeln.
Hier deutlich zu sehen der Steuerhebel für die Ruder, mit der elegant Leichtigkeit demonstrierenden Hand daran.
Ein Bistro (wie früher an Steuerbord gleich rechts) gibt es zugunsten von mehr Stellplatz für Fahrräder, Kinderwagen und Rollstühlen nicht mehr an Bord.
Hier sind jetzt die Schränke für Rettungswesten, die bisher unter den Sitzen zu finden waren.
Die Eingangsbereiche und Rampen sind breiter geworden.
Im Bugbereich sind weitere Rettungswesten untergebracht.
Die Ankerwindenkonstruktion ohne Ketten, nur Stahlseile.
Die Ruhe im Schiff, ob am Anleger oder in Fahrt ist auch bei diesem Schiff beeindruckend. Bei unterschiedlichen Fahrstufen bis Volllast ist nicht viel zu hören. Auch bei den Anlegemanövern bleibt der Antrieb leise. Nur die Querstrahlruder machen den gewohnten Lärm.
Ich machte am 26.2.2019 eine Reise im Linienbetrieb Landungsbrücken > Elbphilharmonie > Arningstr. > Landungsbrücken. Die Fahrt dauert ziemlich genau 20 Minuten. Alle Fahrstufen und Steuermanöver sind dabei – herrlich leise. Selbst die Querstrahlruder waren nach meinem Gefühl leiser. Vielleicht durch die Leistungssteigerung von 50 auf 80 kW?
Jetzt zu den technischen Daten. Hier zitiere ich der Einfachheit halber Teile aus der Pressemitteilung, ergänzt durch andere Informationsquellen.
Dr. Tobias Haack, Vorstand der HADAG, erklärte: „Der Prototyp ELBPHILHARMONIE hat der HADAG bereits gute Dienste erwiesen und sich im Betrieb bewährt. Mit dem zweiten Schiff der Serie und der parallelen Ausrüstung aller umzurüstenden Fähren mit Abgasnachbehandlungsanlagen gehen wir den nächsten Schritt in Richtung umweltschonender Flotte“.
Die KEHRWIEDER entstand binnen 10 Monaten auf der Pella-Sietas-Werft in Hamburg-Neuenfelde als Typ 190 mit der Bau-Nr. 1315.
Das strömungsoptimiertes Unterwasserschiff sorgt für einen geringeren Wasserwiderstand und damit Schwellreduktion.
Durch die Verbreiterung des Rumpfes um 40 cm konnte die zulässige Fahrgastzahl von 250 um 60 % auf 400 gegenüber den bisherigen HADAG-Fähren gesteigert werden. Das Gestühl wurde zugunsten von mehr Sitzplätzen und Abstellraum neugestaltet. Zusätzliche Haltestangen geben den Fahrgästen einen sicheren Stand bei Wellengang. Fahrräder finden Platz in festen Stellplätzen. Für mobilitätseingeschränkte Personen und Kinderwagen stehen Freiflächen zur Verfügung.
Zu den HADAG Standards gehören LED-Beleuchtung, Nutzung von Motorenabwärme zur Heizung, Landstromnutzung, barrierefreier Zugang und eine behindertenfreundliche Fahrgasttoilette.
Länge über alles: 29,5 m, Breite über alles: 8,4 m, Tiefgang: 1,75 m
Fahrgäste: 400, Sitzplätze: 154 im Fahrgastraum / 88 auf dem Oberdeck
Fahrtgebiet: Binnenwasserstraßen bis zur See
Antriebsanlage: 2 Diesel Scania Di13 070 M, 370 kW, reduziert auf 279 kW (380 PS) bei 1.500 Upm.
· 1 Siemens-EcoProp Hybrid-Antriebssystem (Variante mit Pella Sietas-optimiertem Propellerantrieb)
· 2 konventionelle Wellen mit je 2 E-Fahrmotoren, 225 kW Propulsionsleistung pro Welle, 2 Schaffran-Festpropeller, 12 kn
· vorn und hinten je ein Querstrahlruder, je 80 kW /
Über die EcoProp-Anlage wird Je nach Lastabforderung mit einem oder zwei Dieseln gefahren, ebenso wird geregelt ob 4 oder 2 E-Fahrmotore für den Betrieb erforderlich sind. Es wird in jedem Fahrmodus nur die Energie zur Verfügung gestellt, die gerade benötigt wird.
Zwei umfassende Abgasnachbehandlungsanlagen mit Rußpartikelfiltern und SCR-Katalysatoren reduzieren effektiv die Abgasemissionen des diesel-elektrischen Antriebs,
· bestehend aus: 2 FISCHER Rußpartikelfilter sowie 2 SCR-System (eine Technik zur Reduktion von Stickoxyden in Abgasen von u.a. Verbrennungsmotoren).
Der Diesel-Elektrische Antrieb kann als Übergangstechnologie dienen, bis bei einem entsprechenden Technologiesprung auf Batteriebetrieb umgestiegen werden kann. Das modulare System ist auch für alternative Energieträger geeignet.
Rettungsmittel: 2 MES Stationen Survitec
Radar/AIS: MTH 7217 RT
RADARpilot IN 720° LE
AIS System EM-TRAK A100
Harald Schmidt